Den eigenen Rhytmus finden
In diesem Beitrag geht es um die zweite Leitbahn unseres Leitbahnsystems, die im Tagesverlauf ihr Energiemaximum erreicht: die Dickdarm-Leitbahn (5-7 Uhr). Wenn die Organuhr selbstähnlich-fraktal auf die Kindheit übertragen wird, steht die Lunge für die Geburtsphase und der Dickdarm für die Zeit danach. Ist der kleine Mensch erst einmal da, geht es für ihn darum, seinen eigenen Rhythmus zu finden.
Leitbahn-beschreibung, Teil 2
Der Dickdarm-Meridian: Den eigenen Rhythmus finden
Ein großes Charakteristikum der Natur ist das Zyklische. Es gibt einen polaren Wechsel, ein Auf und Ab. Die Lunge steht eher für das aufnehmende Prinzip (Luft), kann dieses aber nur erfüllen, da sie die Fähigkeit besitzt, mit der Ausatmung wieder abzugeben. Der Dickdarm steht eher für das abgebende Prinzip (Kot), kann dieses aber nur erfüllen, wenn auch eine Aufnahme aus dem Dünndarm erfolgt. Lunge und Dickdarm verkörpern zusammen die Themen von Anreichern, Werte erschaffen, Loslassen, Veredelung, Verbindung (eher Lunge) und Abgrenzung (eher Dickdarm). Hier befinden wir uns in der Wandlungsphase Metall, die im Herbst zum Tragen kommt. Metall hat einen bremsenden Effekt auf Wachstumsprozesse. Dies ermöglicht ein nachhaltiges Lernen, wie es in den ersten Lebensmonaten und -jahren notwendig ist.
Die Polarität im Metall ist der Gegensatz von Verbinden und Lösen. Die ersten Lebensmonate sind von diesen Themen geprägt. Zu Beginn ist es für Kinder wichtig, eine gute Bindung aufzubauen, was zunächst durch die Lunge und später durch die Milz und andere Leitbahnen verkörpert wird. Die Dickdarm-Leitbahn trägt die Fähigkeit des Lösens in sich, was die Kraft des NEIN beinhaltet. Das Kind erfährt sich zunehmend als eigenständiges Wesen in der Welt und erobert sich seinen Raum. Fehlt es an dieser Kraft, so wird aus der gesunden Bindung zur Mutter eine klebrige Verschmelzung, die keinen Raum für eigenen Rhythmus lässt. Eine gute Lösung kann nur gelingen, wenn vorher eine sichere Verbindung geschaffen wurde. Gibt es viele Unklarheiten in diesem Bereich, so kommt es später zu Auszehrung oder innerer Vergiftung körperlich wie emotional, da aus Unsicherheit zu viel oder zu wenig ausgeschieden wird.
Die Abgrenzungskraft des Dickdarms ist in mehreren Phasen besonders wichtig für eine gesunde Entwicklung:
a) Kurz nach der Geburt: Innere Ablösung von der Mutter, um energetisch nicht mehr in der Gebärmutter zu verharren.
b) In der Trotzphase: Das stereotyp wiederkehrende Nein des Kindes sollte im Idealfall nicht unterdrückt werden, sondern Reibungsfläche sein. Das Kind schafft sich einen eigenen Raum, vor allem bei rhythmischen Themen wie Nahrungsaufnahme, Stuhlgang etc.
c) In der Pubertät: Weiterer Abgrenzungsschritt, um sich als eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln.
Wenn in der analen Phase, in der Trotz zum Ausdruck kommt, der eigene Wille unterdrückt wird, können masochistische Persönlichkeitsanteile gefördert werden, d.h. es entstehen Menschen, die nicht NEIN sagen können und damit immer wieder ihre eigene Integrität verraten. Die Beziehung (zur Mutter) wird über den eigenen Selbstausdruck gestellt. Körperlich drückt sich das in einem fülligen Leib, einer gesenkten Kopfhaltung und großer Anspannung aus. Die eigene Wut muss unterdrückt werden, um die Beziehung nicht zu gefährden. Aggression äußert sich allenfalls passiv und führt zu immer wiederkehrenden Misserfolgen im Leben und zu subtilen Sabotageakten, für die niemand verantwortlich zu sein scheint. Das Leben will einfach nicht gelingen. In der Dickdarm-Leitbahn ist eine besondere Polarität angelegt, da sie, wie die Partnerleitbahn der Lunge, auf der Erdenzweigebene zum Holz gehört. Wut als emotionaler Faktor bezieht sich nicht nur auf Leber und Gallenblase (Holz), sondern auch stark auf den Dickdarm-Meridian. Hier spiegelt sich also die Wut-Trauer- oder Holz-Metall-Achse wider.
Wenn wir den Dickdarm-Meridian körperlich unter Spannung setzen, heben wir den Arm nach vorne mit der Handfläche nach außen. "Stop, hier beginnt mein Raum!" Die Lernaufgaben des Dickdarms sind neben der Abgrenzung, Werte zu erhalten, loszulassen, was nicht mehr dienlich ist, Ärger auszudrücken und das NEIN als JA zu sich selbst zu kultivieren.
Im ECIWO-System finden wir die Dickdarmregion auf dem unteren Viertel jedes Röhrenknochens. Am wahrscheinlichsten finden wir das Organ im Taillenpunkt, wobei es sich über eine größere Fläche erstreckt. Der Enddarm liegt im Beckenbereich an der unteren Krümmung des Knochens. In diesem Areal kann sich unterdrückter Ärger bis hin zum Hass besonders verkörpern.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Qualität unseres Dickdarm-Meridians darüber entscheidet, ob wir aus Scheiße Gold machen können oder nicht. Er ist also ein innerer Alchemist.
Ein Zyklus beginnt
Kein Blog ist auch keine Lösung. Also haben wir uns entschieden, hier an dieser Stelle regelmäßig unser Wissen und Erfahrungen aus den Bereichen Traditionelle Chinesische Medizin, Pflanzenheilkunde, Psychotherapie, Aromaöltherapie, Frauengesundheit, Astrologie u.v.m. mit euch zu teilen. Es geht los mit einer mehrteiligen Reihe zu den verschiedenen Leitbahnen der TCM und der erste Teil dreht sich um die Aspekte der Lungenleitbahn im Bezug zur Bioenergetik.
Leitbahn-beschreibung, Teil 1
Der Lungen-Meridian: Ein Zyklus beginnt
Ab sofort werde ich regelmäßig und in Hinblick auf mein im Herbst erscheinendes Buch eine Leitbahn der Chinesischen Medizin (CM) in Kurzform beschreiben und beginne heute mit der Lungen-Leitbahn. Sie stellt den Anfang der täglichen Energiezirkulation dar, denn aus chinesischer Sicht beginnt der Tag um drei Uhr. Ab diesem Zeitpunkt bis fünf Uhr besteht in der Lunge laut Organuhr das Energiemaximum. Die ersten zwei Stunden des Tages gehören also der Lungenenergie. Auch das Leben beginnt mit dem Lungen-Meridian. Es geht um den ersten Atemzug, um Lebensrhythmus, um das große Willkommen im Leben und um die Anerkennung des eigenen Wertes. Die Lungen-Leitbahn steht für das große JA zum Leben.
Der Lungen-Meridian ist zwar der Wandlungsphase Metall (Herbstenergie) zugeordnet, doch auf der Erdenzweigebene entspricht er dem Holz (Frühlingsenergie). Die Geburt ist ein brutaler Akt, der sehr viel Energie benötigt, so wie ein Grashalm, der eine Betondecke aufsprengt. Als Signatur drückt sich die Holzqualität im Bronchialbaum aus. Dieser hat als Stamm die Luftröhre, verzweigt sich dann binär in die Bronchien und verästelt sich weiter in die kleinen Luftwege bis in die Alveolen. So zeigt sich ein im Himmel verwurzelter Baum, der uns durch den Atem mit dem Leben verbindet.
Die Lungen-Leitbahn verkörpert wie keine andere den Rhythmus und die Zyklen des Lebens, da sie den Beginn (Geburt, Holz, Frühling) und den nahenden Tod (Alter, Metall, Herbst) in sich vereinigt. Einatmen und ausatmen! Inspiration und Exspiration!
Gab es durch verschiedene Faktoren kein Herzlich Willkommen für uns im Leben, z.B. durch Abtreibungsüberlegungen oder -versuche, unerwünschte Schwangerschaft, Ablehnung des Geschlechts, traumatische Geburt, Trennung oder Ablehnung nach der Geburt von der Mutter, so wird die Lungen-Energie geschwächt und aus bioenergetischer Sicht entsteht eine schizoide Persönlichkeitsstruktur (entspricht NICHT einer Persönlichkeitsstörung). Der Atem ist verflacht und die Körperspannung groß. Bei der Entstehung aller Körpertypen ist die Atmung beteiligt, doch bei dem schizoiden Typen ist ihre Einschränkung am Größten. Im 5-Wandlungphasen-Zyklus ernährt die Lunge (Metall) die Niere (Wasser), die u.a. für das Urvertrauen steht. Dieses ist bei schizoiden Persönlichkeiten extrem geschwächt und führt zu einer Abspaltung von Gefühlen und Körperempfindungen. Vermeintliche Erlösung bieten geistige Tätigkeiten und spirituelle Erleuchtung. Hinzukommt, dass die Kombination von eingeschränkter Atmung und Schwächung der Niere zu einer schwachen Konstitution mit dünnen Gliedmaßen und Krankheitsanfälligkeit führt, da sich die Essenz der Niere (Jing) nicht voll entfalten kann und das volle Qi des Himmels über die Atmung nicht zur Verfügung steht.
Die wirkliche Heilung liegt darin, wieder vollständigen Atem zu gewinnen und sich den inneren Gefühlen zu stellen. Dies ist gerade bei schizoiden Persönlichkeiten langwierig, da sich erstmal Urvertrauen aufbauen muss und ein vollständiges Ja zum Leben erst durch innere Transformationsprozesse entstehen kann. Dies bedeutet, dass nicht nur die inneren Kinder, sondern auch die inneren Eltern Wandlung erfahren müssen, wenn Heilung gelingen soll. Dabei helfen Akupunktur/Akupressur, innere Anteilarbeit und Übungen aus der Bioenergetik und Körperpsychotherapie.
Im ECIWO-System befindet sich der Lungen-Punkt genau auf einem Viertel der Länge eines Röhrenknochens vom Kopf aus gesehen. Durch Akupunktur/Akupressur kann die embryonale Kraft für die Lunge angeregt werden und auch früh angelegte Schwächen können in Heilung gehen.